Romuald Karmakar – der deutsche beitrag im französischen Pavillon Venedig 2013

Romuald Karmakar, Anticipation (Arbeitstitel: Waiting for Sandy), Installationsansicht deutscher Beitrag im französischen Pavillon Venedig 2013, courtesy Pantera Film GmbH. Foto: © Roman Mensing in Zusammenarbeit mit Thorsten Arendt, artdoc.de

 ”Romuald Karmakar, der sich in seinen Dokumentar- und Spielfilmen ebenso wie in seinen konzeptionellen Filmen seit drei Jahrzehnten mit Mechanismen von Gewalt und Massenphänomenen insbesondere aus der Täterperspektive beschäftigt und dabei konsequent seinen Fokus auf die deutsche Geschichte gerichtet hat, zeigt im Französischen Pavillon als Teil des deutschen Beitrags den Dokumentarfilm 8. Mai von 2005/2013, in dem er die große NPD-Demonstration anlässlich des 60-jährigen Kriegsendes auf dem Alexanderplatz in Berlin am 8. Mai 2005 dokumentiert. Außerdem präsentiert er den Film Hamburger Lektionen aus dem Jahr 2006, in dem der Theater- und Filmschauspieler Manfred Zapatka vor neutralem Hintergrund und auf emotionsfreie Weise die deutsche Übersetzung zweier Predigten des aus Marokko stammenden, salafistischen Imams Mohammed Fazazi vorträgt, die dieser im Januar 2000 in der al-Quds-Moschee in Hamburg gehalten hatte – jenem muslimischen Gemeindezentrum, in dem auch die Terroristen verkehrten, die an den Anschlägen am 11. September 2001 beteiligt waren. Des Weiteren sind einige seiner in den letzten Jahren entstandenen Kurzfilme zu sehen, die er für sein persönliches Filmarchiv auf YouTube und Vimeo gedreht und bislang nur dort veröffentlicht hat. Ein Teil dieser Filme sind Tierfilme und im Berliner Zoo gedreht. Die in Käfigen und Gehegen gehaltenen Wildtiere können ähnlich wie die Hocker von Ai Weiwei als allgemeingültige Metaphern für ein von äußeren Vorgaben konditioniertes Dasein innerhalb eines gesellschaftlichen Systems betrachtet werden. Doch in den Hamburger Lektionen, die Karmakar als „eine deutsche Geschichte“ bezeichnet, wird ebenso wie bei der Dokumentation der NPD-Demonstration in Berlin, die auch Ausdruck eines international agierenden Netzwerks von Neonazis war, an ganz konkreten Beispielen klar, dass sich ideologische Identitäten heute über Ländergrenzen hinweg entwickeln und die klassischen nationalen Zuschreibungen hier nicht mehr greifen.” Susanne Gaensheimer im Vorwort der Begleitpublikation zum deutschen Beitrag auf der Biennale di Venezia 2013.

Romuald Karmakar, 8. Mai (8th of May), 2005/2013 und Hamburger Lektionen (Hamburg Lectures), 2006, Installationsansicht deutscher Beitrag im französischen Pavillon Venedig 2013, courtesy Pantera Film GmbH. Foto: © Roman Mensing in Zusammenarbeit mit Thorsten Arendt, artdoc.de.

 

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